Gemmingen im Kraichgau
Der Kraichgau gilt als uralte, bis in unsere Zeit hinein bäuerlich geprägte
Kulturlandschaft. Seine Bevorzugung als Siedelland verdankt er dem günstigen
Klima, seiner geologischen Struktur und der guten Fruchtbarkeit des Bodens.
Der Kraichgau gehört mit seinen ca. 1600 km² zu den wärmsten Gegenden
Deutschlands. Das hügelige Gelände bot viele geeignete Möglichkeiten zum
Bau von Behausungen in witterungsgeschützten Lagen, und die mit kleineren
Bächen reich gesegnete Landschaft lieferte genügend frei fließendes Wasser,
um Mensch und Tier ausreichend versorgen zu können - Kriterien, die das
Siedlungsverhalten schon in grauer Vorzeit beeinflussten.
Erst im 16. Jahrhundert setzte sich der Landschaftsname 'Kraichgau' für das
Gebiet zwischen Rheinebene und Neckar, Odenwald und Schwarzwald durch.
Längst hatten zu jener Zeit mächtige Territorialherren das Kraichgauer
Hügelland unter sich aufgeteilt. Die Kurpfalz, Baden, Württemberg, das
Bistum Speyer, Hessen, einige Klöster und eine große Anzahl von Reichs-
rittern hatten ehemals königliches Lehen in Eigenbesitz gebracht und so den
Kraichgau in einen territorialstaatlichen Flickenteppich verwandelt. Immer
wieder Schauplatz zahlreicher kriegerischer Auseinandersetzungen, hatten die
Kraichgauer Dörfer und ihre Bewohner besonders im 30jährigen Krieg (1618-
1648) und im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697) zu leiden. Auch in den
Koalitionskriegen gegen Frankreich blieb der Kraichgau bevorzugtes Angriffs-,
Aufmarsch- oder Durchmarschgebiet feindlicher oder befreundeter Truppen.
Nach dem staatlichen Ende der Kurpfalz konnte der Markgraf von Baden im
Jahre 1803 einen größeren Teil des Kraichgaus unter seine Herrschaft bringen.
Mit dem Untergang des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und der
Niederlegung der Kaiserkrone 1806 durch Franz II. waren auch die Freiherren
von Gemmingen ihres politischen Schutzherrn beraubt und ihre kleinen
Territorien dem Zugriff mächtigerer Fürsten ausgeliefert. So konnte das durch
Napoleon zum Großherzogtum erhobene und vergrößerte Baden mit der Besitzergreifung der reichsritter-
schaftlichen Dörfer noch einmal Gebietsgewinne im Kraichgau verzeichnen. Nach Auseinandersetzungen mit
Württemberg, das Gemmingen ebenfalls beanspruchte, kam das Dorf 1806 an das Großherzogtum Baden.
Zwischen 1810 und 1813 bildete Gemmingen mit Stebbach und Streichenberg, mit Adelshofen, Ittlingen,
Berwangen, Bockschaft und dem Dammhof einen eigenen kleinen Amtsbezirk, das einzige ‘Grundherrliche
Amt’ im ganzen Großherzogtum. Von 1813 bis 1924 gehörte Gemmingen zum Amtsbezirk Eppingen und nach
dessen Auflösung zum Landkreis Sinsheim. Am 1. Januar 1973 wurde Gemmingen im Rahmen einer großen
Gebietsreform des Landes Baden-Württemberg dem Landkreis Heilbronn zugeteilt. Genau ein Jahr später
wurde das Nachbardorf Stebbach samt Streichenberg eingegliedert.
Kraichgau und Elsenzgau
Der Elsenzgau umfasst das Einzugsgebiet der Elsenz bis zu deren Mündung in den Neckar. Zusammen mit
dem früher westlich angrenzenden Kraichgau und dem östlich liegenden Gartachgau bildete der Elsenzgau
vom 10. bis 12. Jahrhundert als Grafschaft zeitweise eine politische Einheit. Später verschob sich die
Bezeichnung 'Kraichgau' in das gesamte Gebiet des Hügellandes zwischen Schwarzwald, Odenwald und
Rheinebene. Im Osten bilden der Neckar und die Höhenrücken des Heuchelbergs und des Strombergs die
naturräumlichen Grenzen.